Sie haben das wissenschaftliche Studium der Psychologie an einer Hochschule absolviert und überlegen, sich selbstständig zu machen? Herzlichen Glückwunsch! Die Berufswelt steht Ihnen offen. Denn neben der Wissenschaft sind die Arbeitsbereiche für Psychologen vielfältig: Meinungsforschung, Unternehmensberatung, Personalentwicklung, Verkehrspsychologie oder in Beratungsstellen. Für die Psychotherapie bedarf es noch einer mehrjährigen Weiterbildung zum Psychotherapeuten, wonach Sie dann tatsächlich auch Patienten behandeln können. Neben der mehrjährigen Weiterbildung gibt es noch einige andere Aspekte beim Schritt in die Selbstständigkeit zu beachten, die wir Ihnen im Folgenden aufzeigen: Wie wird man und was macht man als Psychologe? Welche psychologischen Ausrichtungen gibt es? Wie viel verdient Mann/Frau in diesem Job? Lohnt sich eine Anstellung anzunehmen oder ist es rentabler als Freiberufler zu arbeiten?
Selbstständig machen als Psychologe – was muss ich beachten?
Möchte man sich als Psychologe selbstständig machen, dann sollte man sich im Vorfeld einige Gedanken machen, was grundsätzlich zu beachten ist. Beispielsweise ist bei der Wahl der geeigneten Praxisräume auch der Standort an sich relevant, da das Einzugsgebiet und der Wettbewerb entscheidend sind. Zudem sollte man sich im Vorfeld darüber informieren, welche Versicherungen sinnvoll sind und eine umfassende betriebswirtschaftliche Analyse durchführen. Auch ist auf ein gutes Qualitätsmanagement im Vorfeld, in den laufenden Prozessen und nach der Behandlung zu achten. Ein einheitlicher und professionell wirkender Außenauftritt ist weiterhin wichtig und sollte gut überdacht sein. Abgesehen davon gibt es einige Voraussetzungen, die darüber hinaus erfüllt sein müssen. Denn allein das Vorliegen eines akademischen Grades führt noch nicht per se zur Freiberuflichkeit. Entscheidend ist die konkrete Art der Tätigkeit.
Nach aktueller Rechtsprechung ist die Tätigkeit eines Psychotherapeuten eine Heilberufs ähnliche Tätigkeit und somit freiberuflich. Demgegenüber existiert für Psychologen noch keine höchstrichterliche Entscheidung. Allgemein anerkannt ist jedoch, dass Psychologen freiberuflich im Sinne des EStG (Einkommensteuergesetz) tätig sind, wenn und soweit sie therapeutisch tätig sind. Allerdings sind Psychologen nicht auf die Therapie beschränkt, sondern können ebenso beratend wie etwa in Unternehmen im Personalbereich tätig sein. Der Schwerpunkt läge in diesem Spezialfall in der wirtschaftsberatenden Tätigkeit. In Deutschland gelten der Master und das Diplom als gleichwertig. Interessant ist auch, dass sich in Deutschland nur jemand Psychologe nennen kann, der auch einen entsprechenden Masterabschluss vorweisen kann. Im wirtschaftsberatenden Bereich ist hingegen in der Regel ein Bachelor-Abschluss ausreichend.
Im Ergebnis kommt es also auf die konkrete Art des Vorhabens an, welche Anforderungen an die Berufsausübung gestellt werden uvm.. Hieraus ergeben sich wiederum die steuerlichen Aspekte, sodass hier keine abschließende Einschätzung möglich ist.
Nehmen Sie daher bei Bedarf Kontakt mit der zuständigen Stelle auf. Die abschließende Einstufung (Freier Beruf – Gewerbe) obliegt allein dem zuständigen Finanz- und Gewerbeamt.
Bevor man allein durchstartet, kann es auch durchaus sinnvoll sein, erst einmal Erfahrungen in einer bereits bestehenden Praxis zu sammeln. Damit ist nämlich zunächst nicht nur das Einkommen gesichert, auch kann man Patienten kennenlernen, Praxiserfahrung sammeln und zuschauen, wie eine Praxis geführt wird.
Wie wird man Psychologe?
Benötigt wird zunächst das Abitur, um den erforderlichen 6 Semester dauernden Studiengang Bachelor of Science in Psychologie an einer anerkannten Hochschule absolvieren zu können. Dort werden wichtige psychologische Forschungsmethoden, Theorien und Studien vermittelt. Zum Studium gehören aber auch Praktika, die bei der beruflichen Orientierung helfen sollen. Die Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet würde danach im Masterstudium erfolgen, wo Sie Ihre Interessengebiete vertiefen und Ihr Grundwissen ausbauen. Auch in diesem regulär 4 Semester dauernden Studiengang erfolgen Praktika, wodurch Sie die Ausrichtung Ihrer Ausbildung mitgestalten können. Danach erst dürfen Sie sich auch als Psychologe bezeichnen. Sollten Sie als Therapeut arbeiten wollen, so ist im Anschluss an den Master eine mehrjährige Therapieausbildung erforderlich.
- Sozialarbeiter/Berater: Master-Abschluss
- Psychologe, Psychotherapeut o. Ä.: Doktortitel (Doctor philosophiae – Dr. phil.), je nach Uni unterschiedliche Doktortitel
- Psychiater: Dr. med. (Diese Ausbildung dauert ziemlich lange)
Aber gleich, ob als Freiberufler oder in der freien Wirtschaft tätig, sollte ein/e Psychologe/in ausgeprägte kommunikative und analytische Fähigkeiten und Verantwortungsbewusstsein besitzen sowie emotional und psychisch stabil sein.
Womit nach dem Studium Geld verdienen?
Die zwei gängigsten Varianten, nach dem Studium der Psychologie in den Beruf einzusteigen, sind zum einen die Arbeit als Psychotherapeut mit entsprechender Spezialisierung, angestellt in einer Klinik oder selbstständig in einer Gemeinschafts- bzw. eigenen Praxis und zum anderen die Arbeit als Coach, Trainer oder Berater für Unternehmen.
Psychotherapeuten diagnostizieren und behandeln psychische Beschwerden mit Krankheitswert mittels wissenschaftlich anerkannter Methoden der Psychotherapie. Sie besitzen dabei eine Kassenzulassung, wenn sie ihre Leistungen für gesetzlich versicherte Patient*innen abrechnen wollen. Man findet diverse Spezialisierungsgebiete wie Kinder-/Familientherapie, Paartherapie, Musik-, Gestalttherapie, Verhaltenstherapie und noch einige mehr. Wobei nur drei Verfahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie).
Das Gehalt eines Psychotherapeuten mit eigener Praxis liegt oftmals bei bis zu 6.000€ brutto/Monat. Dabei werden Sitzungen nach der Gebührenordnung für Psychotherapeuten abgerechnet und betragen ca. 100€ für 50 Minuten.
In Unternehmen finden Psychologen ihre Einsatzgebiete meist im Personalwesen und im Marketing.
Die einen werden in der strategischen und operativen Personalentwicklung und -auswahl eingesetzt, wie bspw. bei der Planung und Durchführung von Assessment Centern. Sie führen Befragungen und Coachings bei Mitarbeitern und Führungskräften durch, planen und evaluieren Entwicklungsmaßnahmen oder beraten zu Themen wie Team- und strategische Organisationsentwicklung, begleiten bei Veränderungsprozessen.
Die anderen untersuchen die Verhaltensweisen von Konsumenten und Unternehmen und leiten Handlungsweisen daraus ab. Sie beschäftigen sich also mit der Marktforschung und Themen wie strategisches Marketing und Werbung.
Allgemein zeichnen sich Wirtschaftspsychologen durch folgende Stärken und Soft Skills aus: Interesse an Mathematik, Statistik und Wirtschaft; Fremdsprachenkenntnisse; rhetorische Begabung; analytisches Denken; hohes Maß an Sensibilität, Empathie, Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit; Beobachtungsgabe; Kreativität und Engagement.
Dafür liegt das durchschnittliche Monatsgehalt brutto bei rund 4.500€, wobei Berufseinsteiger meist zwischen 3.000€ und 3.500€ verdienen; was mit zunehmender Berufserfahrung noch auf über 5.000€ gesteigert werden kann. Da die Höhe des Einkommens immer auch von Branche und Größe sowie Standort und den genauen Aufgaben innerhalb der Unternehmen abhängt, ist die Gehaltsskala von Wirtschaftspsychologen aber grundsätzlich nach oben offen.
Wie viel verdient man als Psychologe?
Der Verdienst von Psychologen allgemein lässt sich pauschal zunächst nicht beziffern, die Varianz der Tätigkeiten ist einfach zu groß. Arbeitet man bspw. im klinischen Bereich in einer entsprechenden Einrichtung, regelt der Tarifvertrag vom öffentlichen Dienst das Gehalt. Nach dem B. Sc. liegt es etwa zwischen 2.500 und 3.000 Euro brutto monatlich, nach dem M. Sc. bei etwas mehr als 3.300 Euro brutto. Dies ist zwar nicht wenig, dennoch zieht es die meisten Psychologen aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten eher in die freie Wirtschaft. Arbeitet man nämlich bei einem großen Unternehmen, kann man dort bereits mit einem Einstiegsgehalt zwischen 4.160 und 5.000 Euro brutto im Monat rechnen. Dabei zahlen besonders die Finanz, Pharma- und Chemie- sowie die Automotive-Branche die höchsten Gehälter. Arbeitet man als Psychotherapeut in seiner eigenen Praxis, hängt das Gehalt vom Patientenaufkommen und dem Arbeitspensum ab und kann zwischen 3.000 und 8.000 Euro brutto im Monat liegen.
Jedoch spielt in diesem Beruf, wie in vielen anderen auch, die Gender-Pay-Gap eine Rolle. Immer noch verdienen Männer hier besser als Frauen. So erhält ein Psychologe im Schnitt 4.018 Euro, eine Psychologin aber nur 3.423 Euro im Monat. Dies ist natürlich u. A. von Bundesland zu Bundesland und von Firma zu Firma unterschiedlich und auch Alter sowie die Anzahl der Jahre an Berufserfahrung fließen in die Gehaltsbetrachtung mit ein.
Was machen Psychologen?
Psycholog*innen verstehen, beschreiben und erklären menschliches Erleben und Verhalten. Sie sind gefragt, wenn es um die Beurteilung, Prognose oder Stabilisierung der Psyche von Menschen geht. Diese Berufsbezeichnung ist nicht zu verwechseln mit der des Psychotherapeuten, der psychische Störungen unter Anwendung von wissenschaftlich überprüften und in der Erfahrung bewährten Techniken lindern und heilen will.
Die Arbeit eines Psychologen dreht sich also um das Führen von Gesprächen, Rückschlüsse ziehen und Prognosen aufstellen, Schulungen durchführen, Problemlösungen finden, Gutachten schreiben und natürlich Weiterbildungen besuchen.
Freiberuflich oder angestellt?
Als freiberuflicher Psychologe steht man gerade zu Beginn vor einigen Herausforderungen. Die Wahl des Standorts und die Praxisräume sind ebenso entscheidend wie der Aufbau und die gesamte Außendarstellung. Als Einzelkämpfer ist es oft schwierig, sich tatsächlich am Markt zu etablieren. Eventuell macht eine Praxisübernahme den Schritt in die freiberufliche Selbstständigkeit als Psychologe leichter. Doch eine solche Praxis ist nicht immer leicht zu finden und dann auch noch zu bekommen. Eine Alternative stellt die Anstellung in beispielsweise einer Klinik dar. Ein angestellter Psychologe arbeitet in gesetzlichen Strukturen und Rahmenbedingungen in Beratungsstellen oder in Kliniken. Das minimiert nicht nur das berufliche, sondern auch das finanzielle Risiko, da keine eigenen Praxisräume oder Arbeitsmittel beschafft werden müssen.
Als Psychologe im Angestelltenverhältnis ist man jedoch auch Teil einer Hierarchie mit oft relativ eingeschränkten Anordnungen, innerhalb derer man arbeiten, beraten, diagnostizieren und therapieren muss. Ein weiteres Risiko in der Anstellung stellt die Kündbarkeit oder ein befristetes Arbeitsverhältnis dar. Jeder sollte daher für sich selbst abwägen, wo seine Schwerpunkte liegen und was einem selbst in Bezug auf seine Arbeit wichtig ist.
Was kann man als Psychologe machen?
Ihr Wissen können Sie in vielen verschiedenen Bereichen anwenden: Im Gesundheitswesen, im Bildungswesen oder in der Wirtschaft, wo Sie beispielsweise Arbeitsabläufe im Hinblick auf psychologische Erkenntnisse anpassen und entwerfen. Sie werden als Gutachter zum Beispiel bei Gerichtsverfahren eingesetzt oder werden im Gebiet der psychologischen Beratung und Krisenintervention benötigt. Haben Sie sich nach Ihrem Studium noch zum Psychotherapeuten ausbilden lassen, dürfen Sie psychische Krankheiten in einer Praxis oder einer klinischen Einrichtung behandeln. Die Einsatzgebiete von Psychologen sind also sehr vielfältig: Psychologische Beratungsstellen, Jugendämter, Sozialämter, Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser, Rehabilitationszentren, Strafvollzugsanstalten, Wirtschaftsunternehmen, Coaching-Firmen, Unternehmensberatungen, Meinungsforschungsinstitute, App- und Software-Entwicklung.
Welche Psychologischen Ausrichtungen gibt es?
Während und nach der Ausbildung erfolgt die Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet. Je früher man sich über seine Interessen bewusst wird, desto gezielter kann man Studium sowie Weiterbildung danach ausrichten. Neben den fünf Hauptströmungen Tiefenpsychologie (Das Seelenleben ist dreigeteilt), Behaviorismus (Das menschliche Leben sollte naturwissenschaftlich erklärt werden), humanistische Psychologie (Gegenentwurf zu den ersten beiden Strömungen – Zeit für ein positives Menschenbild), Kognitivismus (Bedeutung von Wahrnehmung und Prozesse der Informationsverarbeitung rücken in den Mittelpunkt) und Biopsychologie (Biologische Ursachen des menschlichen Denken und Handelns) hat die Psychologie diverse Grundlagen- (Allgemeine, Biologische-, Entwicklungs- und Persönlichkeits- sowie Sozialpsychologie) als auch Anwendungsgebiete:
- Arbeits- und Organisationspsychologie
- Wirtschaftspsychologie
- Medienpsychologie
- Entwicklungspsychologie
- Sozialpsychologie
- Gesundheitspsychologie
- Neuropsychologie
- Psychotherapie
- Pädagogische Psychologie
- Gerontopsychologie
- Umweltpsychologie
- Klinische Psychologie
- Palliativpsychologie
- Politische Psychologie
- Rechtspsychologie
- uvm.
Diese Liste kann aber noch fortgeführt werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Wie kann man sich als Psychologe selbstständig machen?
Nach Abschluss der Ausbildung und Erwerb des offiziellen Titels muss zunächst noch eine offizielle Zulassung erworben werden, damit man als niedergelassener Psychologe praktizieren darf. Dabei sollte man sich genau über alle Regelungen zu diesem Thema informieren und darauf achten, dass alle Bedingungen erfüllt sind.
Da das Feld der sozialen Arbeit extrem breit gefächert ist, kann man keine Pauschalaussagen zu den Voraussetzungen treffen. Hier sollte man sich individuell beraten lassen, was im eigenen Interessenbereich möglich ist. Dazu kann man sich beispielsweise an den Deutschen Berufsverband für soziale Arbeit (DBSH) wenden.
Psychologen müssen nach dem Studienabschluss ein Praktikum machen und einige Jahre Berufserfahrung sammeln, bevor sie die Zulassung für eine eigene Praxis bekommen.
Kann man als Psychologe eine Praxis aufmachen?
Zusätzlich zur Berufszulassung muss eine Lizenz beantragt werden, um sein eigenes Gewerbe gründen zu dürfen. Außerdem muss ein offizielles Gewerbe angemeldet werden. Informationen dazu erhält man am besten direkt bei den örtlich zuständigen Behörden.
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, erste Erfahrungen vorab in einer Praxisgemeinschaft zu sammeln, bevor man seine eigene Praxis eröffnet. Auf Basis eines gesicherten Einkommens lernt man so den Umgang mit Patienten kennen und kann sich bereits einen Kundenstamm aufbauen, erlebt den Praxisalltag und was es überhaupt bedeutet, ein kleines Unternehmen zu führen. Entscheidet man sich, seine eigene Praxis zu eröffnen, sollten im Vorfeld Fragen nach der Zielgruppe abhängig von Ihrer fachlichen Orientierung, Abschluss und Zulassung sowie nach der richtigen Örtlichkeit genauer erörtert werden. Also, welche Art von Psychologen gibt es in der Umgebung? Hebe ich mich durch meine Spezialisierung ab? Ist meine Praxis für die Zielgruppe gut erreichbar? Wie dekoriere ich meine Räumlichkeiten? …usw.
Wie viel verdient man als selbstständiger Psychologe?
Mehr als die Hälfte aller Psychologen in Deutschland arbeitet freiberuflich. Diese Berufsgruppe rechnet ihre Dienstleistungen in der Regel auf Stundenbasis ab. Laut dem BDP liegen diese etwa zwischen 80 bis 100 Euro (Berufseinsteiger sowie einfache Diagnostikleistungen und Coachings) und 250 Euro (in der Unternehmensberatung). Im Führungskräfte- und Businesscoaching werden teils noch höhere Sätze bezahlt.
Wer darf eine psychologische Praxis eröffnen?
Eine eigene Praxis eröffnen dürfen Sie, wenn Sie im Besitz einer Approbation als Arzt oder Psychotherapeut sind. Dann können Sie grundsätzlich eine Privatpraxis eröffnen und dort Privatpatienten und Selbstzahler behandeln.